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Neue Sicht auf Kafka

 

 

Diese Internetseite ist einer neuartigen Sicht auf Kafkas Werk gewidmet. Sie steht im Licht des ägyptischen Mythos. In der ausführlichen Studie 'Die Schrift mit den Augen. Kafkas ägyptische Rätsel' wird dargelegt, wie sich aus dieser Perspektive das Werk Kafkas erschließen läßt.
 

 

 

Der ägyptische Mythos ist in den Pyramidentexten, dem Totenbuch und den Unterweltsbüchern überliefert und von Herodot und Plutarch literarisch vermittelt.

Die Vorstellung, daß Kafkas Werk Jenseitswelten darstellt, dürfte nicht allzusehr befremden. Schaut doch Lenis Augenpaar im „Proceß“ aus dem Guckfenster wie ägyptische Udjat-Augen auf der Scheintür einer Gruft. Und in „Ein Traum“ sieht K. aus dem Grabe zu, wie der Künstler seinen Namen auf den Grabstein schreibt. Hinter vordergründig unscheinbaren literarischen Wendungen verstecken sich Götterordnungen. Aus ihnen fließt den Romanfiguren und ihren Handlungen eine weiter reichende Bedeutung zu, als es ihr Wortlaut vermuten läßt. Vor diesem Hintergrund werden Chefs, Direktoren und Kommandanten zu den höchsten Göttern, Richter zu Unterwelts- und Weltenrichtern, Prokuristen und Beamte zu göttlichen Schreibern wie Thot und Hermes.

Eine seiner berühmtesten Figuren, Gregor Samsa, durchläuft die Verwandlungen des Skarabäus. Aus der Nachtfahrt der Sonne ersteht er als Chepri, der Gott der Morgensonne, und wird als Re, die Sonne am Mittag, angerufen. Verflucht als Seth, Feind des Horus und Schutzgott der Juden in Ägypten, verwandelt er sich schließlich sogar in Jesus, der in Harpokrates präfiguriert ist. Das alles nicht offen, sondern chiffriert.

Der Held seiner Romane, K., steht für den Künstler, seine Lebensenergie und sein Genie. Er ist der „Ka“ der Ägypter. Er verwirklicht sich nur unter den jeweils geschilderten, deprimierenden und qualvollen Bedingungen und produziert den Text, der dem Leser am Ende vorliegt. So sind alle seine Texte selbstbezüglich.
Kafka schreibt über das Schreiben. Er schöpft aus dem Mythos und verschlüsselt ihn.
 

 
 

Ein am 22. Juli. 2007 vor der Deutschen Kafka-Gesellschaft in Marburg gehaltener programmatischer Vortrag, dessen erste vier Seiten hier heruntergeladen werden können, soll einen ersten Eindruck dieses neuen Forschungsansatzes vermitteln. Seine These lautet: Kafkas literarisches Werk ist die Umgestaltung des ägyptischen Mythos durch das Sprachspiel. Am Beispiel der Erzählung „Die Verwandlung“ wird gezeigt, welche sprachlichen Metamorphosen der Käfer Gregor Samsa durchläuft.

 

 
     
     
     
     
     

 

© by Harald Bost, 2007