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Die Schrift mit den Augen. Kafkas ägyptische Rätsel

 

 

 

 

 

 
   
 

Band 2 der Schriftenreihe petasos der komparatistischen Gesellschaft tertium comparationis e.V. : 

Harald Bost
DIE SCHRIFT MIT DEN AUGEN. KAFKAS ÄGYPTISCHE RÄTSEL

380 Seiten, 29,– EUR
ISBN 978-3-929844-21-4

 

konrad kirsch verlag
am wäldchen 27
66280 sulzbach

fonfax 06987 55066
fernbuch(at)yahoo.de
 

 

Franz Kafkas Texte sind rätselhaft: Wieso wacht jemand morgens als Käfer auf und stirbt an einem Apfel, der in seinem Rücken steckt? Warum wird jemand morgens verhaftet und nach einem Prozeß ohne Verhandlung und Urteil erstochen? Weshalb foltert sich ein Henker selbst zu Tode? – Wenn solche Geschichten Alpträume sind, fehlt ihnen doch der Träumer und das erlösende Erwachen. Die Romane und Erzählungen geben sich realistisch, sind es aber nicht. Kafkas Werke, heißt es, seien Parabeln, Gleichnisse, Beispielerzählungen. Aber wovon? Sie sind nicht nur rätselhaft, sondern bewußte Verrätselungen und Mystifikationen – Mystifikationen des Kunstschaffens und der künstlerischen Existenz.

Den ersten Schlüssel zu ihnen liefert der ägyptische Mythos. So verbirgt sich hinter dem Käfer Gregor Samsa nicht irgendein Käfer, sondern ein Mistkäfer, der Scarabaeus sacer der Ägypter. Samsas Zimmer stinkt von Unrat und dreht sich um ihn – wie eine Mistkugel. Samsa durchläuft darin seine Verwandlung, um als Gott der Morgensonne, Chepri, den der Skarabäus symbolisiert, wieder zu erstehen. Ganz so wie das ägyptische BUCH VOM TAGE es erfleht: »Entstehe doch Chepri, damit du deine Verwandlungen durchläufst«.

Der zweite Schlüssel zu Kafkas Rätseln ist das Wortspiel; es reicht vom doppeldeutigen über das verfremdete Wort bis zum Spiel mit Klängen. So ist unter dem Wort Prozeß, das dem Roman seinen Namen gegeben hat, weniger ein Straf als vielmehr ein Schreibprozeß zu verstehen, der mit der Verhaftung von Josef K. beginnt. Diesem Prozeß verhaftet zu sein, ist Pflicht und Schuldigkeit dessen, der die Anlage zum Schreiben hat. Sich nicht verhaften zu lassen, würde Josef K.s »großen, verfluchten Prozeß« im Keim ersticken. In einem solchen Prozeß sind Richter Dichter, Gerichte Gedichte, Angeklagte poetisch Veranlagte.

Allen Jargon vermeidend versucht DIE SCHRIFT MIT DEN AUGEN dem wissenschaftlichen wie dem ›normalen‹ Leser, Kafkas Texte über den ägyptischen Mythos und das Wortspiel zu erschließen.

 
 

 

 

 

© by Harald Bost, 2007